Mutiger werden: 4 Tipps, wie du mutiger wirst

Eines Tages werde ich mein Erspartes in Aktien investieren und meine finanzielle Freiheit erlangen. Vor einigen Jahren setzte ich mir diese Gedanken in den Kopf. Mit voller Überzeugung fing ich an zahlreiche Lektüren über das Investieren durchzuackern, verglich sämtliche Online-Broker und verschlang Fachzeitschriften um mein Know-How aufzubessern. Erst nach einigen Jahren konnte ich den ersten Schritt wagen. Ich musste leider feststellen, dass ich einige Jahre gebraucht habe, um den Mut für diesen großen Lebensschritt zu fassen.

Und da bin ich nicht der Einzige, der nicht mutig genug ist, seine Träume zu verwirklichen. Die meisten von uns haben ihre Träume, die ein Leben lang lediglich Träume bleiben, weil wir den Mut für den ersten großen Sprung in die Ungewissheit nicht wagen.

Mut. Mutig sein. Was bedeutet es mutig zu sein? Wie kannst du mutiger werden? Wenn ich an Mut denke, verbinde ich ihn mit positiven Konnotationen. Aus meiner Perspektive sind diejenigen mutig, die sich ihrer Angst widersetzen und handeln. Für mich bedeutet mutig sein, für sich und andere einzustehen. Mut kann auch der erste Schritt in die Ungewissheit sein, wie ein neuer Beruf oder eine Entscheidung zu treffen, einen neuen Lebensweg einzuschreiten.

WAS GENAU IST MUT?

In der Psychologie wird Mut als ein Verhalten, bei dem man sich in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation begibt, definiert. [1] Oft wird hier allerdings die Furchtlosigkeit mit dem Mut verwechselt. Meiner Meinung nach haben die meisten hierbei einen Denkfehler. Beispielsweise bin ich nicht frei von Ängsten, weil ich meinen ganzen Mut aufgebracht habe, vor einem größeren Publikum zu präsentieren.

Mut ist Widerstand gegen die Angst, Sieg über die Angst, aber nicht Abwesenheit von Angst

Mark Twain

Die Angst spielt hierbei eine ausschlaggebende Rolle. Um mutig zu sein, sollten wir uns von unseren Ängsten lösen. Damit tun sich die meisten Menschen schwer. In der Vergangenheit auch mich inbegriffen.

Dabei wird hier zwischen einer fiktiven Angst und der Urangst unterschieden. Während unsere Urangst, also die Angst um die körperliche oder seelische Gesundheit noch bis 10.000 v. Chr. ihre Daseinsberechtigung hatte (wir konnten ja jederzeit von einem Raubtier angesprungen werden und wirklich dabei umkommen), sind unsere Ängste in der modernen Zeit lediglich fiktive Ängste.

Was du dir immer wieder ins Gedächtnis rufen solltest, ist, dass die Ängste in deinem Kopf entstehen. Die fiktive Angst ist eine reine Kopfsache.

WAS IST ANGST?

Ängste sind kleine hinterhältige Monster, die deine Lebensqualität immens belasten können. Sie hindern dich daran, dein Leben in vollen Zügen zu genießen und unbesorgt durch deinen Alltag zu gehen.

Das Wort Angst stammt aus dem Indogermanischen anghu, das beengend bedeutet, ab und ist verwandt mit dem Wort aus dem Lateinischen angustia, welches Bedrängnis bedeutet. [2] Dabei kann die Angst in verschiedenen Arten auftreten und wird in der Positiven Psychologie wie folgt unterteilt: [3]

  • Furcht
  • alltägliche Angst
  • existenzielle Angst
  • neurotische Angst
  • Phobie
  • Zwangsangst
  • traumatische Angst
  • generalisierte Angst
  • Panikattacken

Es bestehen verschiedene Theorien zur Angst. Der Lerntheorie zufolge entwickeln wir im Laufe unseres Lebens viele Ängste durch unsere Erfahrungen. Unsere Ängste können bereits im Kindesalter entstehen, weil auch die Ängste unserer Eltern an uns weitergegeben werden können. Also an dieser Stelle kudos an unsere Eltern für die Ängste, die wir nun ausbaden dürfen.

Ich habe jedoch großartige Neuigkeiten für dich. Deine Erfahrungen können dir dabei helfen, wie du mit den Ängsten umgehen solltest und du kannst sie auch wieder abbauen. Deine Ängste zu bewältigen und mutiger zu sein, kann wie ein Muskel trainiert werden. Wie auch beim Sport erfordert es jedoch Ausdauer und Disziplin und sollte daher jeden Tag aufs Neue trainiert werden.

Im Folgenden erfährst du einige Tipps, die auch mir geholfen haben, mutiger zu werden.

1. LÖSE DICH VOM GEFÜHL DER ABLEHNUNG

Löse dich vor der Angst vor Ablehnung.

Ich möchte es gar nicht schön reden. Ablehnungen sind beschissen. Wer empfindet schon das Gefühl der Ablehnung als angenehm oder großartig, juhu! Ablehnungen gehören allerdings zum Leben dazu und kann auch mal schmerzhaft sein. Die Einstellung gegenüber der Ablehnung kannst du jedoch selbst bestimmen und wie du mit ihr umgehst.

Die Angst vor Ablehnung hat ihre Ursache im negativen Selbstbild. Die Art und Weise wie du deine Gespräche mit dir selbst führst, bestimmt weitestgehend, ob du im Einklang mit dir selbst bist oder nicht. Und wichtiger noch, ob du über ein gesundes Maß an Selbstvertrauen verfügst. Im Alltag ertappe ich mich häufig dabei, dass ich mir eher Gedanken darüber mache, wie mich wohl meine Mitmenschen wahrnehmen.

Im Allgemeinen verstärkt ein negatives Selbstbild deine Angst vor Ablehnung. Wenn du also daran glaubst, dass du nicht gut genug bist, glaubst du, dass andere genau so über dich denken. Das ist allerdings in den meisten Fällen gar nicht richtig. Du solltest dich täglich darin üben, dich immer und immer daran zu erinnern, was dich als Person auszeichnet. Was ist beispielsweise cool an dir?

Und wenn du es eher radikaler magst, kannst du dich durch gezielte Ablehnungen desensibilisieren! Das ist nicht unbedingt der ratsame Weg, aber hey, ich bin gerne für alle Methoden und Taktiken offen!

Hier findest du eine erprobte Methode Rejection Therapy vom Autor Jia Jiang, der sich im Selbstversuch 100 Tage lang neuen Ablehnungen unterzog. [4]

2. LERNE “NEIN” ZU SAGEN

Lernen Nein zu sagen.

Damals wollte ich es allen immer recht machen. Dabei nahm ich mich meistens zurück und stand nicht für meine eigenen Interessen ein, geschweige denn für meine eigene Meinung. Ich war ein sogenannter people pleaser. Das lag auch hauptsächlich daran, dass ich bei meinen Mitmenschen gut ankommen wollte und nicht für meine Persönlichkeit verurteilt werden wollte. Die Maxime lautete: Helfen um zu gefallen.

Woher kommt allerdings dieser Drang, gefallen zu wollen oder die Angst vor Verurteilung?

Die Angst vor Verurteilung hat ihren Ursprung in deinem Selbstwert. Dabei hat man Angst, dass andere etwas Schlechtes in dir sehen oder dich für dein Aussehen verurteilen. Was wir allerdings nicht wissen ist, dass eine Ablehnung nicht zwingend mit deiner Persönlichkeit oder deiner Person zu tun haben muss. Die Ablehnung kommt meistens dann zustande, wenn die Erwartung oder die Vorstellung von der anderen Person nicht erfüllt werden. So entscheidet sie darüber, ob sie dein Verhalten oder deine Meinung mögen oder nicht mögen. Auch du kannst nicht alles mögen, was deine Mitmenschen tun. So wie es mir auch nicht alles gefällt, was einige Menschen da draußen machen.

Um mutiger zu werden, habe ich mir das Nein-Sagen irgendwann angeeignet. Erstens wird es dir viel leichter fallen, dich auf die wichtigen Dinge zu fokussieren, wenn du es lernst die meisten Gefallen von anderen zu verneinen. Zweitens stärkt es dein Gefühl mehr Kontrolle über dein Leben und deinen Interessen zu haben. Drittens wirst du damit deine Integrität stärken, weil die anderen deine Grenzen anerkennen werden.

Selbst der erfolgreichste Investor unserer Zeit Warren Buffett sagte einmal:

Der Unterschied zwischen erfolgreichen Menschen und sehr erfolgreichen Menschen besteht darin, dass sehr erfolgreiche Menschen zu fast allem Nein sagen

Warren Buffett

Übe dich darin häufiger Nein zu sagen und du wirst feststellen, dass deine Angst vor Verurteilung immer mehr dahinschwinden wird. Das wird zudem dein Selbstbewusstsein stärken, weil du schnell bemerken wirst, dass die richtigen Menschen in deinem Leben Verständnis zeigen werden.

3. DU DARFST AUCH MAL SCHEITERN

Du darfst auch mal scheitern.

Die meisten Menschen haben Angst vor Misserfolgen. Es führt sogar dazu, dass jede Handlung vermieden wird, die zum Scheitern führen könnten. Ja, ich kann es vollkommen verstehen. Misserfolge sind nun mal scheiße und können teilweise sehr schmerzhaft sein.

Im Grunde ist es nicht der Misserfolg an sich, der uns Angst bereitet. Es ist vielmehr der Schmerz, den wir beim Scheitern oder bei unserem Misserfolg erfahren. Einige Menschen brauchen dabei Jahre um sich von den mentalen Schmerzen aus der Vergangenheit zu erholen.

Was du allerdings verinnerlichen solltest ist, dass Misserfolge nun mal zum Leben dazu gehören. Viele Aspekte in unserem Leben lassen sich überhaupt erst durch das Erleiden von Schmerzen stärken. Damit unsere Muskeln beispielsweise größer wachsen, werden diese durch eine gezielte Verletzung von einzelnen Muskelfasern geführt. Einen mentalen Widerstand kannst du erst aufbauen, sobald du emotionalen Schmerz erlitten hast. Je mehr Schmerzen wir erleiden, desto größer wird unsere Belastbarkeit.

Der Autor Mark Manson bezeichnet das Scheitern als Erfolg-Paradoxon. In seinem Werk “die subtile Kunst des Draufscheissens” beschreibt er, dass Verbesserungen auf tausend kleinen Misserfolgen basieren und dein Erfolg davon abhängt, wie oft du bei etwas gescheitert bist. [5]

Trainiere deinen Geist darin, das Scheitern und den Misserfolg als Teil deiner persönlichen Entwicklung zu sehen. Die Akzeptanz darüber, dass sie nun mal zum Leben dazu gehören und du noch sehr viele Misserfolge durchleben wirst, wird dir die Angst vor dem Scheitern nehmen. Im Grunde ist der Misserfolg nur ein Ergebnis deiner Handlung und du noch nicht die richtige Herangehensweise oder die Strategie, die zum Erfolg führt, gefunden hast. In der Zukunft wirst du deine Learnings anwenden und siegreich aus einem Kampf hervorgehen.

4. GEHE DINGE AN, DIE UNANGENEHM SIND

Mutiger werden durch unangenehme Situationen

In meiner Vergangenheit hatte ich panische Angst davor, eine Präsentation vor der gesamten Schulklasse zu halten. Diese Angst streckte sich noch durch mein gesamtes Studium und sogar noch bis hin zum ersten richtigen Job. Damals traute ich mich nicht mal Menschen in die Augen zu schauen, wenn ich mit ihnen sprach. Ich sah in mir einen unbeliebten und introvertierten Jungen.

Mit zunehmendem Alter fing ich an diese Identität abzulegen. Ich begann mich meinen Ängsten zu stellen und wagte mich immer und immer wieder an unangenehme Dinge. So startete ich meinen ersten Praktikumsjob im telefonischen Kundenservice. Dabei hatte ich keine andere Wahl als mit Menschen zu sprechen und stellte mich aktiv meiner Angst. Heute bin ich in der Lage eine Präsentation vor einer größeren Gruppe, teilweise auch sehr wichtigen Geschäftspartnern, zu halten. Durch das gezielte Stärken meiner Belastbarkeit, indem ich mich immer und immer wieder in unangenehme Situationen brachte, konnte ich meine Angst überwinden.

In kleinen Schritten kannst du deine Angst überwinden und mutiger werden. Dies erfordert jedoch ein tägliches Training, damit du deine Angst desensibilisieren kannst. Du kannst dich beispielsweise jeden Tag einer neuen Challenge unterziehen.

Wie wäre es, wenn du einer wildfremden Person ein Kompliment machst? Das wird dir nicht nur die Angst nehmen, sondern bestimmt noch den Tag dieser Person versüßen. Wäre es vielleicht eine Idee, eine unbekannte Person nach dem Weg zu fragen? Vielleicht kannst du jemanden fragen, ob er dir Geld wechseln kann?

Es kommt selbstverständlich darauf an, welche Ängste du hast und wie unangenehm dir die Situationen sind. Denn je häufiger du dich deiner Angst stellst, umso mehr Widerstand baust du auf und irgendwann wirst du feststellen, dass die Angst sich in Luft aufgelöst hat.

Call to Action

In unserer heutigen Zeit entstehen unsere Ängste in unseren Köpfen. Unsere Ängste sind nicht lebensbedrohlich und wir können frei entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Solange du deinen Geist darauf trainierst und dir neue Gewohnheiten schaffst, die dir mehr Resistenz gegenüber deinen Ängsten geben, wirst du mehr Mut aufbauen. Der Mut, der dich durch zahlreiche Herausforderungen im Leben begleiten wird. Es ist alles eine Frage des Mindsets.

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Quellen:

[1] Definition Mut, Stangl (2021)
[2] Definition Angst, Wikipedia
[3] Positive Psychologie, Max Krone (2020)
[4] 100 Days of Rejection – Rejection Therapy, Jia Jiang
[5] Die subtile Kunst des Draufscheissens, Mark Manson (2021)

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